Auf Gletschersuche
Nach einem windigen und kalten Samstag sieht das Wetter heute doch etwas besser aus.
Gegen 11 Uhr fahren wir offen in Richtung Morteratsch. Die Sonne scheint, die Vögel pfeifen und nach 15 Minuten sind wir am Ziel. Das Cabi wird parkiert und wir marschieren los.
Entlang des Weges zum Gletscher sind verschiedene Tafeln aufgestellt. So kann man den Rückgang des Gletschers seit 1860 bis heute verfolgen. Die einzelnen Stationen zeigen auch Bilder aus der entsprechenden Zeit und mittels eines QR Codes kann man literarische Texte anhören/lesen. Insgesamt sind 16 Stelen aufgestellt, die letzte aus dem Jahr 2015. Der Weg führt stetig nach oben, vorbei an gewaltigen Felsbrocken und Schneeresten. Es sind einige Leute unterwegs, aber es ist sehr entspannt und ruhig. Der Sonnenschein wechselt mit Wolken und es weht ein recht kühler Wind. Unterwegs gibt es viele Sitzbänke, aber wir halten durch bis zum Ende. Einige Tourenskifahrer kommen uns entgegen und wir kommen ins Gespräch mit einem Biker aus dem Kanton Graubünden. Er wäscht sich eine Wunde am Bein aus und meint, dass er wohl etwas zu schnell durch den Schnee gefahren sei und das Velo ihn „gebissen“ habe. Die Wunde sieht nicht gut aus aber ist nicht irreparabel. Meinen Vorschlag das bissige Velo zu verkaufen, quittiert es mit der Antwort: „Wäre es ein Pferd würde ich Kräuterbutter kaufen“. Woher weiss er nur was es bei uns zum Abendessen gibt!?

Auf einer Sitzbank geniessen wir einen Apfel und betrachten die tolle Kulisse. Seit unserem letzten Besuch ca. 2006 ist der Gletscher wieder ein gutes Stück zurück gegangen.

Der Rückweg verläuft gleich entspannt wie der Hinweg. Aber es geht nun stetig bergab. Einzelne zaghafte Märzenblümlein recken ihre gelben Köpfe aus dem trockenen Gras. An den Bäumen zeigen sich erste Knospen. Aber der Frühling scheint noch weit weg zu sein.

Wir entdecken eine Gedenktafel eines polnischen Bergsteigers, welcher von einer Besteigung des Piz Bernina im Jahr 2015 nie mehr zurückkam. Recherchen im Internet zeigen, dass er nicht alleine unterwegs war und sein Begleiter von nichts wusste und sich anscheinend auch nicht darum kümmerte. Man hat ihn bis heute nicht gefunden.
Unten angekommen, wollen wir uns im Restaurant noch ein Getränk gönnen, aber es beginnt leicht zu regnen. So steigen wir wieder ins Auto, lassen das Dach zu und gehen zurück in unsere kleine Wohnung mit Blick über den See.
